Liebe auf den ersten Blick – Mythos oder Realität?
„Liebe auf den ersten Blick“ – allein der Gedanke daran lässt die Herzen höher schlagen. Denn das Konzept einer sofortigen, tiefen Anziehungskraft ist fest in unserer Vorstellung von romantischer Liebe verankert. Ein einziger Moment des Augenkontakts, ein Lächeln oder eine flüchtige Begegnung, und plötzlich scheint die Welt stillzustehen. Dieses Phänomen findet sich in zahlreichen Kulturen und dient als häufiges Motiv in Literatur, Film und Musik. Für viele Menschen verkörpert es die Idee des Schicksals – dass wir jemanden treffen, der perfekt für uns bestimmt ist und uns sofort vertraut erscheint. Doch was verbirgt sich wirklich hinter dieser intensiven Empfindung, die uns in nur einem Augenblick vollständig erfasst?
Was ist Liebe auf den ersten Blick?
Biologische und psychologische Aspekte
Was geschieht in uns, wenn wir jemandem begegnen und uns augenblicklich zu dieser Person hingezogen fühlen? Aus psychologischer und biologischer Sicht ist „Liebe auf den ersten Blick“ ein faszinierendes Zusammenspiel von Wahrnehmung, chemischen Reaktionen und tief verankerten menschlichen Instinkten.
Neurowissenschaftliche Erkenntnisse
Neuere Studien wie die der renommierten Anthropologin Dr. Helen Fisher legen ganz unromantisch nahe, dass romantische Liebe ein evolutionäres System ist, das Paarbildung und Fortpflanzung fördert. Neurotransmitter wie Dopamin und Serotonin spielen die Schlüsselrolle bei der Entstehung intensiver Gefühle von der ersten Begegnung an.
Schnelle Entscheidungsprozesse im Gehirn
Unser Gehirn entscheidet innerhalb von Sekundenbruchteilen, ob wir jemanden attraktiv finden. Der Neurowissenschaftler Dr. Arthur Aron hat festgestellt, dass romantische Liebe im Gehirn Bereiche aktiviert, die mit Belohnung und Motivation verbunden sind – und das schon bei der ersten Begegnung. Diese Aktivierung führt zu einer sofortigen Freisetzung von Hormonen und Neurotransmittern.
Die Rolle von Dopamin und Oxytocin
Bereits beim ersten Blickkontakt werden Hormone wie Dopamin und Oxytocin freigesetzt. Dopamin, oft als „Glückshormon“ bezeichnet, vermittelt Gefühle von Freude und Euphorie. Oxytocin, bekannt als „Bindungshormon“, fördert Vertrauen und soziale Bindung. Diese chemischen Prozesse können erklären, warum der erste Blick oft so intensiv und magisch wirkt: Unser Gehirn belohnt uns unmittelbar und erzeugt ein starkes Gefühl der Anziehung.
Adrenalin und die körperliche Reaktion
In aufregenden Situationen, wie einem intensiven anhaltenden Blickkontakt, schüttet unser Körper zudem Adrenalin aus. Dieses Hormon erhöht unsere Herzfrequenz und versetzt uns in einen Zustand der Wachsamkeit. Wir erleben dies oft als "Nervosität" oder "Schmetterlinge im Bauch". Diese körperliche Erregung kann dazu führen, dass wir die Begegnung noch intensiver wahrnehmen und Sie uns in Erinnerung bleiben.
Der Einfluss von Pheromonen
In der Forschung sieht man es mittlerweile als naheliegend, dass Pheromone – chemische Botenstoffe, die unbewusst wahrgenommen werden – unsere Partnerwahl beeinflussen können. Obwohl die Existenz menschlicher Pheromone noch diskutiert wird, deuten einige Studien darauf hin, dass Geruch eine wichtige Rolle bei der ersten Anziehung spielt.
Der Geruchssinn als unbewusster Faktor
Unser Geruchssinn spielt bei der Partnerwahl ebenso eine Rolle. Studien zeigen, dass wir Menschen bevorzugen, deren Geruch auf ein genetisch unterschiedliches Immunsystem hinweist. Claus Wedekinds berühmte "T-Shirt-Studie" hat gezeigt, dass Frauen Männer bevorzugen, deren Körpergeruch sich genetisch von ihrem eigenen unterscheidet. So können sich Menschen, die sich gut ergänzen, tatsächlich gut riechen.
Aktuelle Daten und Statistiken
Eine Studie aus dem Jahr 2017 von der Universität Groningen zeigte, dass etwa 34% der Männer und 20% der Frauen behaupten, Liebe auf den ersten Blick erlebt zu haben. Diese Zahlen verdeutlichen, dass das Phänomen für viele Menschen real ist, auch wenn es unterschiedlich interpretiert wird.
"Liebe auf den ersten Blick" ist also ein komplexes Phänomen, das tief in unserer Biologie und Psychologie verankert ist. In Sekundenbruchteilen entscheidet unser Gehirn, ob unser Gegenüber ein potenzieller Partner sein könnte – basierend auf visuellen und chemischen Signalen, die evolutionär in uns verwurzelt sind. Während Romantiker darin oft das Schicksal erkennen, zeigt die Wissenschaft, dass unsere Instinkte und Wahrnehmungen bei dieser intensiven Verbindung eine wesentliche Rolle spielen.
Anzeichen für Liebe auf den ersten Blick
Wie gehen Sie mit Liebe auf den ersten Blick um?
Wie erkennt man eigentlich, ob es sich um Liebe auf den ersten Blick handelt? Studien zeigen, dass unser Körper und Geist in solchen Momenten auf besondere Weise reagieren. Hier sind die wesentlichen Anzeichen, die für eine Liebe auf den ersten Blick sprechen könnten:
Intensiver Blickkontakt
Ein tiefer und anhaltender Blickkontakt ist oft das erste Zeichen. Eine Untersuchung der Universität Harvard legt nahe, dass intensiver Blickkontakt die Ausschüttung von Oxytocin verstärkt, was das Gefühl von Nähe und Vertrautheit fördert.Nervosität und erhöhte Herzfrequenz
Die körperliche Reaktion ähnelt der eines Adrenalinschubs. Das Herz klopft schneller, die Hände werden schwitzig, und man fühlt sich unruhig oder überwältigt. Der Psychologe Dr. John Gottman beschreibt, dass sich unser vegetatives Nervensystem aktiviert, wenn wir einem potenziellen Partner begegnen."Schmetterlinge im Bauch" – das Kribbeln
Viele berichten von einem kribbelnden Gefühl im Bauch. Dies kann auf eine erhöhte Dopaminausschüttung zurückzuführen sein, die uns das Gefühl von Freude und Aufregung verleiht.Intensives Interesse und Neugierde
Ein starkes Bedürfnis, die andere Person besser kennenzulernen. Jede Bewegung und jedes Wort ziehen uns in den Bann, und wir möchten alles über sie erfahren. Laut der "Dreieckstheorie der Liebe" von Robert J. Sternberg gehört diese Neugier zu den Grundpfeilern einer romantischen Verbindung.Der Moment bleibt unvergesslich
Emotionale Momente werden oft besonders eindrucksvoll im Gedächtnis gespeichert. Viele erinnern sich noch Jahre später an den Moment der ersten Begegnung in allen Details.
Diese Anzeichen sind Ausdruck einer sofortigen Anziehungskraft, die sowohl körperliche als auch emotionale Reaktionen hervorruft. Wenn mehrere dieser Anzeichen zusammen auftreten, könnte es sich um "Liebe auf den ersten Blick" handeln – eine Begegnung, die uns oft noch lange beschäftigt.
Wie gehen Sie mit Liebe auf den ersten Blick um?
Die Erfahrung, sich auf den ersten Blick verliebt zu fühlen, kann ebenso überwältigend wie wunderschön sein. Doch was tun, wenn dieses starke Gefühl Sie völlig unvermittelt trifft? Liebe auf den ersten Blick kann intensive Freude und Hoffnung auslösen, zugleich aber auch Unsicherheit. Denn die Frage bleibt: Ist es tatsächlich die „große Liebe“ oder nur eine flüchtige Faszination? Im Folgenden finden Sie einige wertvolle Ratschläge, wie Sie den Weg von der ersten Verliebtheit hin zu einer soliden, reifen Beziehung gestalten können.
Reflektieren Sie Ihre eigenen Gefühle
Nehmen Sie sich Zeit, um Ihre eigenen Gefühle in Ruhe zu betrachten. Das warme, euphorische Gefühl kann täuschend sein, und manchmal verwechseln wir starke Anziehung mit tiefer Liebe. Machen Sie sich bewusst, dass die erste Faszination ein wichtiges Zeichen ist, aber noch kein Garant für eine langfristige Bindung. Fragen Sie sich: Was genau fasziniert mich an dieser Person? Geht es um bestimmte Eigenschaften, die ich in meinem Leben suche, oder vielleicht um ein Bedürfnis nach Nähe, das diese Begegnung in mir ausgelöst hat?Bauen Sie die Verbindung Schritt für Schritt auf
Auch wenn die Anziehungskraft stark ist, ist es ratsam, nichts zu überstürzen. Eine intensive Liebe braucht Zeit, um zu wachsen und sich zu festigen. Genießen Sie die Momente, in denen Sie die andere Person besser kennenlernen, und lassen Sie die Beziehung organisch wachsen. Forscher betonen, dass Paare, die sich bewusst Zeit nehmen und auf eine fundierte emotionale Verbindung hinarbeiten, stabilere und zufriedenstellendere Beziehungen aufbauen.Achten Sie auf die Zeichen emotionaler Kompatibilität
Eine gute Partnerschaft baut auf gemeinsamen Werten und Zielen auf. Selbst wenn das erste Gefühl der Verliebtheit sehr stark ist, sollten Sie darauf achten, ob auch auf einer tieferen Ebene eine Kompatibilität besteht. Studien zeigen, dass Paare, die ähnliche Ansichten und Interessen teilen, langfristig stabiler sind. Achten Sie also auf gemeinsame Werte, ähnliche Lebensziele und darauf, ob Sie auch jenseits der anfänglichen Faszination gut miteinander harmonieren.Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl, bleiben Sie aber kritisch
Ihr Bauchgefühl kann ein guter Ratgeber sein, besonders wenn es in Richtung einer positiven Verbindung deutet. Dennoch ist es hilfreich, auch das eigene Bauchgefühl kritisch zu hinterfragen. Besonders in Situationen, in denen Gefühle stark und unerwartet auftreten, kann es leicht passieren, dass wir Aspekte übersehen, die für eine Beziehung später wichtig werden.
Zusammengefasst kann die Liebe auf den ersten Blick ein intensiver Startpunkt sein – aber wie bei jeder Beziehung ist Ihre Bereitschaft zur Pflege und Entwicklung entscheidend. Wenn Sie das anfängliche Gefühl als Chance sehen und sich die Zeit nehmen, eine stabile Grundlage aufzubauen, kann aus diesem ersten Moment auch eine langanhaltende und glückliche Beziehung werden.
Kann aus einem Blick auch wirklich anhaltende Liebe werden?
Intensive Faszination oder echte Liebe?
Wird aus dem ersten Blick wirklich Liebe? Oder handelt es sich nur um ein romantisches Ideal? Wissenschaftler und Psychologen haben sich intensiv mit diesem Phänomen beschäftigt.
Das Forschungsteam der Universität Groningen untersuchte, ob Menschen tatsächlich „Liebe auf den ersten Blick“ erleben oder ob sie rückwirkend von einer anfänglichen Faszination sprechen, die erst im Nachhinein als „Liebe“ definiert wird. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Gefühl einer unmittelbaren, starken Anziehungskraft existiert, aber oft eher als intensive Faszination zu verstehen ist.
Der Einfluss persönlicher Überzeugungen
Die amerikanische Psychologin Dr. Bianca P. Acevedo fand heraus, dass die Wahrscheinlichkeit, sich sofort zu verlieben, bei Menschen höher ist, die an die Existenz von Liebe auf den ersten Blick glauben. Der Glaube an das romantische Ideal verstärkt die Bereitschaft, sich diesem Gefühl hinzugeben.
Unbewusste Prozesse und Ähnlichkeits-Attraktion
Unbewusste Prozesse wie die „Ähnlichkeits-Attraktion“ beeinflussen ebenfalls unsere Anziehung. Studien der Stanford University zeigen, dass wir uns besonders zu Menschen hingezogen fühlen, die uns in Charaktereigenschaften oder Weltanschauungen ähneln. Diese Ähnlichkeit schafft ein Gefühl von Vertrautheit und Sicherheit, was eine sofortige emotionale Verbindung fördert.
Gemeinsame Werte und langfristige Bindung
Unbewusste Prozesse wie die „Ähnlichkeits-Attraktion“ beeinflussen ebenfalls unsere Anziehung. Studien der Stanford University zeigen, dass wir uns besonders zu Menschen hingezogen fühlen, die uns in Charaktereigenschaften oder Weltanschauungen ähneln. Diese Ähnlichkeit schafft ein Gefühl von Vertrautheit und Sicherheit, was eine sofortige emotionale Verbindung fördert.
Ob aus der anfänglichen Faszination eine tiefere Beziehung wird, hängt also von vielen Faktoren ab. Gemeinsame Werte, emotionale Kompatibilität und ähnliche Lebensziele können sich über die Dauer einer Beziehung verändern und werden mitunter im Miteinander definiert. Aktuelle Daten zeigen, dass Paare, die diese Gemeinsamkeiten langfristig teilen, eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine langfristige Beziehung haben.
Zusammengefasst scheint "Liebe auf den ersten Blick" mehr als nur ein idealisiertes Konzept zu sein. Sie vereint biologische, psychologische und kulturelle Aspekte und spiegelt das menschliche Bedürfnis wider, einen "Seelenverwandten" zu finden. Ob aus dieser Faszination jedoch langfristige Liebe wird, hängt von weitaus mehr Faktoren ab als vom ersten Augenblick.
Kulturelle und historische Perspektiven
Die Wahrnehmung der Liebe auf den ersten Blick in verschiedenen Kulturen und Epochen
Die Vorstellung der Liebe auf den ersten Blick ist tief in der menschlichen Geschichte verwurzelt und variiert je nach Kultur und Zeitperiode erheblich.
Antike Mythen und Legenden
In der griechischen Mythologie ist die Liebe auf den ersten Blick ein wiederkehrendes Motiv. Götter und Menschen verlieben sich oft sofort und unwiderruflich ineinander. Eros, der Gott der Liebe, schießt seine Pfeile in die Herzen der Sterblichen und Götter, was sofortige Liebe und Leidenschaft auslöst. Ein bekanntes Beispiel ist die Geschichte von Paris und Helena, deren Begegnung zum Ausbruch des Trojanischen Krieges führte. Diese Erzählungen betonen die unwiderstehliche Macht der Liebe und ihre Fähigkeit, Schicksale zu bestimmen.
Mittelalterliche Romantik
Im europäischen Mittelalter entwickelte sich das Konzept der höfischen Liebe, bei der Ritter ihre Verehrung für eine oft unerreichbare Dame ausdrückten. Minnesänger besangen die Tugenden und Schönheiten ihrer Angebeteten, häufig ohne je eine persönliche Begegnung gehabt zu haben. Die Liebe wurde idealisiert und als spirituelles Streben dargestellt, das den Liebenden veredelt. Obwohl die Liebe auf den ersten Blick hier weniger physisch als vielmehr spirituell verstanden wurde, spielte die sofortige emotionale Verbindung eine zentrale Rolle.
Renaissance und Aufklärung
Mit der Renaissance rückte der individuelle Ausdruck von Emotionen in den Vordergrund. Die Kunst und Literatur dieser Zeit reflektierten eine tiefere Erforschung menschlicher Gefühle. Shakespeare's "Romeo und Julia" ist ein klassisches Beispiel für Liebe auf den ersten Blick, die sowohl wunderschön als auch tragisch ist. Während der Aufklärung wurden emotionale Impulse jedoch zunehmend kritisch betrachtet, und Vernunft wurde als wichtigstes Leitprinzip propagiert.
Moderne Interpretationen
In der modernen westlichen Kultur ist die romantische Liebe ein zentrales Ideal geblieben. Filme, Bücher und Musik romantisieren oft die Idee der sofortigen Anziehung. Geschichten wie "Liebe auf den ersten Blick" oder Filme wie "Notting Hill" zeigen, wie zwei Menschen sich augenblicklich verlieben und schließlich trotz Hindernissen zueinander finden. Diese Darstellungen prägen unsere Vorstellungen von Liebe und können Erwartungen schaffen, die in der realen Welt schwer zu erfüllen sind.
Unterschiedliche kulturelle Ansichten
In vielen asiatischen, afrikanischen und nahöstlichen Kulturen wird Liebe oft als etwas betrachtet, das sich mit der Zeit entwickelt. Arrangierte Ehen sind in einigen Gesellschaften üblich, wobei die Partnerwahl auf familiären Bindungen, sozialem Status und gemeinsamer Religion basiert. Die Vorstellung der Liebe auf den ersten Blick ist hier weniger verbreitet, da Beziehungen auf langfristiger Kompatibilität und gemeinschaftlichen Werten beruhen. Dennoch gibt es auch in diesen Kulturen Geschichten und Mythen, die von spontaner Liebe erzählen, wenn auch weniger prominent.
Aktuelle Trends
Die Globalisierung und der Einfluss westlicher Medien haben die Wahrnehmung von Liebe auf den ersten Blick weltweit beeinflusst. Durch den Zugang zu Filmen, Serien und Musik aus aller Welt werden westliche romantische Ideale zunehmend auch in anderen Kulturen bekannt. Dies führt zu einem Spannungsfeld zwischen traditionellen Werten und modernen Vorstellungen von Liebe und Beziehungen. In vielen Gesellschaften entsteht so eine hybride Kultur, die sowohl traditionelle als auch moderne Ansichten vereint.
In einer Zeit, in der Beziehungen immer häufiger über Apps und Plattformen beginnen und erste Begegnungen oft digital stattfinden, hat sich das Konzept der spontanen Verliebtheit gewandelt. Menschen nehmen heute schon auf Profilbildern und kurzen Selbstbeschreibungen eine erste Einschätzung der Attraktivität und Sympathie vor. Dieser sogenannte "digitale erste Eindruck" zeigt, dass ein starkes Interesse an einer Person entstehen kann, noch bevor ein direkter Kontakt stattgefunden hat.
Zusammenfassung
Die Wahrnehmung der Liebe auf den ersten Blick ist kulturell und historisch geprägt. Während sie in einigen Kulturen und Zeiten als mächtige, schicksalhafte Kraft betrachtet wurde, stand in anderen die Entwicklung von Liebe über Zeit und gemeinsame Erfahrungen im Vordergrund. Diese Vielfalt zeigt, dass Liebe ein universelles, aber dennoch individuell interpretiertes Phänomen ist.
Gesellschaftliche Auswirkungen
Der Einfluss von Medien, Technologie und sozialen Normen
Mediale Darstellung und Erwartungshaltungen
Filme, Serien und Musik prägen unsere Vorstellungen von romantischer Liebe. Hollywood inszeniert oft dramatische Liebesgeschichten, in denen Protagonisten sich auf den ersten Blick verlieben und trotz aller Widrigkeiten zueinander finden. Diese idealisierten Darstellungen können unsere Erwartungen beeinflussen und uns dazu verleiten, ähnliche Erfahrungen zu suchen. Die Vorstellung, dass wahre Liebe sofort erkennbar ist, kann dazu führen, dass wir potentielle Partner vorschnell beurteilen oder Beziehungen beenden, die nicht sofort diese Intensität bieten.
Dating-Apps und die Digitalisierung der Liebe
Mit dem Aufkommen von Dating-Apps wie Tinder, Bumble oder OkCupid hat sich die Art und Weise, wie wir potenzielle Partner kennenlernen, grundlegend verändert. Das schnelle Wischen nach links oder rechts fördert eine unmittelbare Beurteilung basierend auf Profilbildern und kurzen Beschreibungen. Dieser Prozess ähnelt der Idee des "digitalen ersten Eindrucks", bei dem ein starkes Interesse an einer Person entstehen kann, noch bevor ein direkter Kontakt stattgefunden hat. Während dies die Chancen erhöht, Menschen außerhalb unseres sozialen Umfelds kennenzulernen, kann es auch zu oberflächlichen Entscheidungen führen, die tiefergehende Verbindungen verhindern.
Soziale Medien und Selbstdarstellung
Plattformen wie Instagram, Facebook und Twitter ermöglichen es uns, einen kuratierten Einblick in das Leben anderer Menschen zu erhalten. Durch sorgfältig ausgewählte Fotos und Beiträge entsteht oft ein idealisiertes Bild, das nicht immer der Realität entspricht. Diese Selbstdarstellung kann unsere Erwartungen beeinflussen und dazu führen, dass wir uns in eine Vorstellung einer Person verlieben, statt in die Person selbst. Der Vergleich mit scheinbar perfekten Beziehungen in sozialen Medien kann zudem zu Unzufriedenheit mit der eigenen Partnerschaft führen.
Der Einfluss sozialer Normen und gesellschaftlicher Erwartungen
Die Gesellschaft setzt oft implizit oder explizit Erwartungen an das individuelle Beziehungsleben. Der Druck, einen Partner zu finden und gesellschaftliche Meilensteine wie Heirat und Familiengründung zu erreichen, kann dazu führen, dass Menschen starke erste Eindrücke überbewerten. Die Suche nach dem "perfekten Partner" kann die Wahrnehmung von Anziehung und Kompatibilität beeinflussen und zu Enttäuschungen führen, wenn die Realität nicht den idealisierten Vorstellungen entspricht.
Die Rolle der Technologie in der modernen Kommunikation
Die fortschreitende Digitalisierung hat auch die Art und Weise verändert, wie wir kommunizieren. Textnachrichten, Videoanrufe und soziale Netzwerke ermöglichen es, schnell und über große Entfernungen in Kontakt zu treten. Dies kann die Entwicklung von Beziehungen beschleunigen, aber auch zu Missverständnissen führen, da nonverbale Hinweise fehlen. Die sofortige Verfügbarkeit von Kommunikationstools kann die Erwartung erzeugen, dass Beziehungen schnell voranschreiten sollten, ähnlich der sofortigen Anziehung bei der Liebe auf den ersten Blick.
Zusammenfassung
Medien, Technologie und soziale Normen haben einen erheblichen Einfluss auf unsere Wahrnehmung von Liebe und Beziehungen. Während sie die Möglichkeiten erweitern, Menschen kennenzulernen, können sie auch unrealistische Erwartungen schaffen und die Tiefe zwischenmenschlicher Verbindungen beeinflussen. Es ist wichtig, sich dieser Einflüsse bewusst zu sein und Beziehungen auf einer fundierten Basis von gegenseitigem Verständnis und gemeinsamer Erfahrung aufzubauen.
Fazit: Liebe auf den ersten Blick – Was bleibt?
„Liebe auf den ersten Blick“ ist ein magisches Phänomen, das sowohl romantische Vorstellungen als auch wissenschaftliche Erklärungen vereint. Biologische und psychologische Prozesse können intensive Gefühle bereits bei der ersten Begegnung auslösen. Doch eine dauerhafte, reife Beziehung erfordert Zeit, gemeinsame Erfahrungen und den Willen, einander wirklich kennenzulernen.
Ob Sie bereits Liebe auf den ersten Blick erlebt haben oder noch darauf hoffen: Lassen Sie sich von der Magie dieses Gefühls inspirieren, bleiben Sie aber offen für alle Formen der Liebe. Denn am Ende zählt nicht, wie schnell wir uns verlieben, sondern wie tief und authentisch unsere Gefühle sind.
Quellen
Dr. Arthur Aron – Studien zu romantischer Liebe und dem Belohnungssystem des Gehirns
Referenz: Aron, A., Fisher, H., Mashek, D., Strong, G., Li, H., & Brown, L. L. (2005). Reward, Motivation, and Emotion Systems Associated with Early-Stage Intense Romantic Love. Journal of Neurophysiology.Dr. Helen Fisher – Evolutionäre Mechanismen und die Rolle von Neurotransmittern in der romantischen Anziehung
Referenz: Fisher, H. E., Aron, A., & Brown, L. L. (2006). Romantic love: A mammalian brain system for mate choice. Philosophical Transactions of the Royal Society B: Biological Sciences.Dr. Bianca P. Acevedo – Studien zu individuellen Überzeugungen über Liebe und deren Einfluss auf das Erleben romantischer Anziehung
Referenz: Acevedo, B. P., & Aron, A. (2009). Does a long-term relationship kill romantic love? Review of General Psychology.Claus Wedekind und die T-Shirt-Studie – Geruch und genetische Kompatibilität bei der Partnerwahl
Referenz: Wedekind, C., Seebeck, T., Bettens, F., & Paepke, A. J. (1995). MHC-dependent mate preferences in humans. Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences.Universität Groningen – Untersuchungen zur Liebe auf den ersten Blick
Referenz: Zsok, F., Haucke, M., De Wit, C., & Barelds, D. P. H. (2017). What kind of love is love at first sight? An empirical investigation. Personal Relationships.Stanford University – Ähnlichkeit und Anziehung
Referenz: Montoya, R. M., Horton, R. S., & Kirchner, J. (2008). Is actual similarity necessary for attraction? A meta-analysis of actual and perceived similarity. Journal of Social and Personal Relationships.